Unsere Frauen des Jahres 2023: Train of Hope
Mit dem Preis „Frau des Jahres“ würdigen die Grünen Leopoldstadt seit 2002 am 8. März, dem Internationalen Frauentag, Frauen, die sich für wichtige Anliegen der Zivilgesellschaft engagieren. Der mit 2.000 Euro dotierte Preis geht 2023 an Train of Hope als Dank an alle dort Engagierten für ihren großartigen ehrenamtlichen Einsatz für geflüchtete Menschen.

Wie 2015 alles begann
Als im Herbst 2015 plötzlich tausende Geflüchtete nach Österreich kamen, übernahm Train of Hope ehrenamtlich die Versorgung am Wiener Hauptbahnhof und war dort bis Ende Dezember 2015 aktiv und wurde für weit mehr als 200.000 Schutzsuchende in Wien zur ersten Anlaufstelle.
2022 sind wieder Menschen auf der Flucht
Mit Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine im Februar 2022 wurde Train of Hope erneut in der Erstversorgung von Menschen auf der Flucht aktiv. Anfang März 2022 etablierte Train of Hope in Kooperation mit der Stadt Wien das Humanitäre Ankunftszentrum Ukraine in der Sport & Fun Halle im 2. Bezirk. Bis Jahresende wurden über 140.000 Personen betreut. Nach Tagen der Flucht bot man den Schutzsuchenden einen sicheren Ort des Ankommens. Zusätzlich nützten das Ankunftszentrum auch jene, die in Wien bereits eine Unterkunft gefunden hatten, als zentralen Ort für Tagesaufenthalt, Beratung und Betreuung.
#humanityfirst – Train of Hope
Nina Nöhrig, Grüne Bezirksrätin der Leopoldstadt, hat mit den Frauen des Jahres ein Interview geführt:
Woher nehmt ihr eure Motivation und warum braucht es Train of Hope?
Die Motivation unterscheidet sich von Person zu Person – uns alle eint aber, dass wir nicht untätig mitanschauen können, wenn durch Versäumnisse von Politik und Verwaltung Menschen auf der Flucht unnötig leiden müssen. Unsere Arbeit ist vom Leitsatz „Nicht nur das Nötigste tun, sondern das Möglichste“ geprägt – daher haben wir auch unsere Tätigkeit im letzten Jahr unter das Motto #humanityfirst gestellt. Denn wir sind davon überzeugt, dass Menschen auf der Flucht eine menschenwürdige Versorgung und Betreuung verdienen.
Bei Besuchen im Humanitären Ankaufszentrum waren vor allem unterstützende Frauen zu sehen. Wie ist das Verhältnis Frauen/Männer bei Train of Hope?
Anfangs waren es deutlich mehr Frauen als Männer. Mit der Zeit hat sich das Verhältnis fast angeglichen – aktuell sind es rund 60 % Frauen.
Es gab auch großartige Unterstützung von Ukrainer:innen, die vor Februar 2022 in Wien lebten!
So ist es! Die Unterstützung von ukrainischsprachigen Menschen, die bereits vor dem Krieg in Wien lebten, war vor allem im Bereich der erstsprachigen Betreuung eine wesentliche Stütze bei unserer Tätigkeit. Viele im Team der Dolmetscher:innen und erstsprachigen Betreuer:innen waren Ukrainer:innen. Sie waren – gemeinsam mit jenen Freiwilligen, die Russisch sprechen – die tragende Säule unserer Arbeit.
Wie schafft ihr es, euren Brotjob mit dem Ehrenamt zu verbinden?
Die Vereinbarkeit von ehrenamtlicher und beruflicher Tätigkeit gestaltet sich zunehmend schwieriger. Anfangs haben viele Ehrenamtliche Urlaub und Zeitausgleich genommen oder weniger Ressourcen in ihr Studium gesteckt. Inzwischen sind diese Möglichkeiten erschöpft, die Tätigkeit bei Train of Hope geht daher bei etlichen auch mit finanziellen Einbußen einher. Deshalb fordern wir bereits seit Monaten, dass unsere Arbeit angemessen finanziert wird, damit wir z. B. ukrainischsprachige Student:innen anstellen können und diese nicht unter der Dreifachbelastung Studium – Job – Ehrenamt ausbrennen.
Welche Unterstützung wäre notwendig, damit ihr eure Arbeit gut machen könnt?
Es braucht generell eine Anerkennung, dass zivilgesellschaftliche Organisationen wichtige Unterstützung leisten, die sich tatsächlich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert. Um dieses Engagement zu erhalten, braucht es Fördermöglichkeiten, die zivilgesellschaftliche Flüchtlingshilfe auch (aber nicht nur) in der Krise stützen.
Was wären eure Wünsche an ein menschenwürdiges System für geflüchtete Personen?
Die Menschen und ihre Bedürfnisse müssen endlich in den Mittelpunkt gestellt werden. Es bedarf einer passenden Unterbringung und Versorgung unter Bedachtnahme auf die individuelle Situation – keine Feldbetten in Hallen ohne jegliche Privatsphäre. Unterstützungsleistungen müssen ein menschenwürdiges Leben ermöglichen.
Welche aktuellen Herausforderungen gibt es?
Der Großteil der Herausforderungen resultiert aus der politischen Fehlentscheidung, Grundversorgung statt Mindestsicherung zu gewähren. Die Grundversorgung ist aber viel zu gering zum Leben. Ohne zusätzliche Leistungen von NGOs und aus der Zivilgesellschaft wäre die Not vieler Familien mit Fluchterfahrung noch größer.
Schließlich braucht es auch rasch eine Finanzierung von Angeboten für Vertriebene aus der Ukraine. Wenn wir in ein paar Jahren nicht erneut verpasste Chancen in der Integration beklagen wollen, gilt es, jetzt Angebote zu schaffen und nicht abzuwarten. Der Slogan „Integration ab Tag 1″ sollte auch wirklich gelebt und entsprechende Angebote finanziert werden.

Hilf uns dabei, Schutzsuchende aus der Ukraine zu versorgen!
- 1. Sachen spenden: Bitte schau auf die Website, was gerade benötigt wird!
- 2. Geld spenden: Spendenkonto Train of Hope: IBAN AT212011182751297500
- 3. Zeit spenden: Auch vor Ort kannst du uns wunderbar unterstützen! Melde dich bei office@trainofhope.at oder auf der Plattform where2help.wien.
Ich fühle die Verantwortung für den Schrecken, den mein Land den Ukrainer:innen angetan hat. Meine Hilfe hier ist, meine Verantwortung dafür zu übernehmen.
Polina, Studentin aus Russland

Von Ukrainer:innen zu hören, dass ich ihnen in diesen schweren Zeiten helfen konnte und ein Lächeln in ihrem Gesicht zu sehen, ist das, was mich motiviert.
Antonia, Studentin aus der Ukraine, kam bereits vor Kriegsbeginn zum Studieren nach Wien.

Helfen ist meine Art der Integration. Ich kann ukrainische Menschen mit einem freundlichen Wort unterstützen und leiste so meinen kleinen Beitrag zu etwas Größerem.
Yuliia flüchtete aus der Ukraine nach Wien und begann kurz nach ihrer Ankunft, sich ehrenamtlich im Ankunftszentrum zu engagieren.