Seitz für morgen


Wer wird neuer Bezirksvorsteher der Leopoldstadt? Bernhard Seitz würde gerne. In der Zukunft braucht es nämlich mehr als das Bewahren der Vergangenheit – das machen andere. Der Kandidat der Grünen möchte den Bezirk mit mehr Grünflächen und weniger Verkehr gestalten. Wie will er das machen?

So oder so? Wer Entscheidungen trifft, kennt dieses Dilemma. Wir können einen bestimmten Weg einschlagen oder doch einen ganz anderen. Ganz ähnlich ist das auch bei der Gestaltung von Straßen. Man kann es machen wie immer: Parkplätze, breite Autofahrbahnen, ein schmaler Gehweg. Oder man entscheidet sich anders, etwa für Bäume, breite Fußwege, Sitzgelegenheiten und großzügige Fahrradstreifen. So oder so?

Bernhard Seitz im Rudolf-Bednar-Park

Dass die Bruno-Marek-Allee, die Hauptstraße des neuen Nordbahnviertels, heute ist, wie sie ist, liegt daran, dass Bernhard Seitz sich für die Zukunft entschieden hat. Damals, als es um die Gestaltung der neuen Bruno-Marek-Allee ging, saß Seitz für die Grünen im Bezirksparlament. Und er wollte, dass es anders wird, als ursprünglich vorgesehen. Geplant war die Allee nämlich so wie immer. „Ich habe mich eingemischt und urgiert, dass die Straße mit viel Grün, mit breiten Fuß- und Radwegen und verkehrsberuhigt gebaut wird.“ Und siehe da: es gelang ihm.

Bernhard Seitz im Gespräch mit einem Geschäftsinhaber
© Lisa Leutner
Bernhard Seitz auf der Bruno-Marek-Allee, im Gespräch mit einem Anwohner, der ein Lastenrad schiebt

Im Zweiten wäre so viel mehr möglich – wenn die Politik es will

Heute ist Bernhard Seitz Spitzenkandidat der Grünen Leopoldstadt und will bei den kommenden Wien-Wahlen am 27. April den ersten Platz im Bezirk erreichen. Als Bezirksvorsteher würde der 41-Jährige das, was er bei der Bruno-Marek-Allee erreicht hat, für die ganze Leopoldstadt umsetzen. Beispiel Taborstraße: Einst war sie eine quirlige Hauptstraße mit vielen Geschäften, das Tor zum Bezirk. Doch heute ist vor allem eine Durchzugsstraße. „Als Bezirksvorsteher würde ich die Taborstraße zu einer verkehrsberuhigten, begrünten Einkaufsstraße umgestalten“, sagt Seitz. „Wenn die Politik es will, wäre so viel mehr möglich in der Leopoldstadt.“ Er würde wollen.

Derzeit muss sich aber Seitz oft ärgern: über die vielen verpassten Chancen. Unter dem derzeitigen SPÖ-Bezirksvorsteher werden Straßen aufgerissen und saniert – aber oft nicht begrünt und umgestaltet. Stattdessen wird einfach wieder asphaltiert, so wie man es seit den 1970er-Jahren immer getan hat – uninspiriert, ohne neue Ideen. Wie etwa bei der Rotensterngasse, der Unteren Augartenstraße oder am „Taborplatz“. Gerade bei Bauarbeiten wäre es so einfach, einen Straßenzug – wenn er schon umgebaut wird – zukunftsfit zu machen. Und Veränderung ist dringend notwendig. Denn Wien wird im Sommer immer heißer – Abkühlung und Grünflächen sind für die Bevölkerung essenziell. Und meint die Stadt es ernst damit, bis 2040 klimaneutral zu werden, muss auch ein Umstieg vom Individualverkehr auf Öffis, auf Fuß- und Radmobilität gelingen. „Mein großes Ziel ist, dass die Leopoldstadt auch in Zukunft ein lebenswerter Bezirk für alle Menschen bleibt“, sagt Bernhard Seitz.

Bernhard Seitz und Uschi Lichtenegger
© Lisa Leutner

Vom Landkind zum Stadtmensch

Erstaunlich ist, dass Seitz eigentlich ein richtiges Landkind ist. Aufgewachsen in Windhaag bei Freistadt im oberösterreichischen Mühlviertel (keine Sorge, den Ort muss man nicht kennen), kam er zum Studium der Politikwissenschaften in die Bundeshauptstadt und begann dann eine Tätigkeit als Prüfer am Rechnungshof. Weil er die Offenheit, Vielfalt und die Möglichkeiten in Wien so liebt, ist er heute ein echter Stadtmensch. Mit seiner Familie – er hat eine vierjährige Tochter – lebt er seit mehr als zehn Jahren im Nordbahnviertel. „Ich verbringe die Nachmittage mit meiner Tochter sehr gerne im Park oder trinke einen Kaffee auf der Bruno-Marek-Allee. Ich mag es, hier mit vielen Nachbar:innen zu plaudern.“

Politik hat Bernhard Seitz schon immer interessiert. In seinem oberösterreichischen Elternhaus war gesellschaftliches Engagement selbstverständlich. Der Vater war lange Feuerwehrkommandant des Bezirks, ein Onkel Bürgermeister im Nachbarort. Seit 2014 ist Seitz bei den Grünen engagiert und beteiligte sich als Bezirksrat viele Jahre bei den städtebaulichen Diskussionen im Nordbahnviertel. Dass es die Freie Mitte, eine einzigartige urbane Wildnis, in dieser Form gibt, ist dem Engagement der Grünen zu verdanken. Ohne diesen Einsatz hätte es auch anders werden können – so wie immer. So oder so.

In der Leopoldstadt gebe es so viele Ecken, die besser werden könnten, meint Seitz. Etwa in der kleinen Praterstraße könnte sehr einfach eine Begegnungszone umgesetzt werden. Viele Geschäftstreibende und Anrainer:innen sprechen sich dafür aus. Und auch das Alliiertenviertel und das Volkertviertel stehen kurz vor einem großen Umbau. Dort soll in den kommenden Jahren die Fernwärme verlegt werden und deswegen müssen die Grätzel großflächig aufgegraben werden. „Das wäre eine Riesenchance, die beiden Viertel richtig schön zu begrünen und den Verkehr zu beruhigen“, sagt Seitz. „Diese Möglichkeit würde ich als Bezirksvorsteher auf jeden Fall nutzen.“

So oder so?

Bernhard Seitz spaziert durch den Rudolf-Bednar-Park