Kritik am Entwurf zum Flächenwidmungsplan des geplanten Stadtteiles Nordwestbahnhof
Noch bis 2. November 2023 liegt der Entwurf des Flächenwidmungsplans für das Nordwestbahnhofgelände öffentlich auf. Auch alle Bewohner:innen des Zweiten können Stellungnahmen dazu abgeben, mehr dazu unter folgendem https://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/flaechenwidmung/aktuell/8355.html.

Das Gebiet des Nordwestbahnhofs liegt zwar im 20. Bezirk, wird jedoch teilweise vom 2. Bezirk umschlossen. Die Menschen in der Leopoldstadt haben also auch ein großes Interesse daran, dass die Stadt so sorgsam wie möglich mit seiner Entwicklung umgeht.
Der neue Stadtteil, geplant von der Stadt Wien gemeinsam mit den ÖBB, wird auf einer 44 Hektar großen Fläche gebaut – das entspricht etwa der Größe des Stuwerviertels im 2. Bezirk.
Auf dem größten noch verbliebenen innerstädtischen Entwicklungsgebiet sollen Wohnungen für 16.000 Menschen errichtet werden. Derzeit wird das Gelände noch einer Umweltverträglichkeitsprüfung unterzogen, 2024 soll mit den Abbruch-Arbeiten der nicht mehr benötigten Gebäude begonnen werden.
Kritik am Flächenwidmungsplan
So wie er derzeit vorliegt, beinhaltet der Flächenwidmungsplan einige problematische Punkte und sollte so nicht beschlossen werden.
Wo hakts?
Gefördertes Wohnen
Statt – wie seit der Regierungsbeteiligung der Grünen vorgesehen – 2/3 der Wohnungen für den geförderten Wohnbau und damit für leistbares Wohnen zur Verfügung zu stellen, sieht der Entwurf nur 60 % vor. Die Differenz scheint gering, doch angesichts der Größe des Projekts geht es um hunderte Wohnungen, die für den hochpreisigen freifinanzierten Markt gebaut werden, anstelle für Menschen mit geringem und mittlerem Einkommen.
Stellplatzregulativ
Für die Bebauung ist nicht vorgesehen, die vom Garagengesetz vorgesehenen Anzahl von PKW-Stellplätzen zu reduzieren. Das bedeutet, dass viel mehr unterirdische Garagen gebaut werden müssen als nötig und dass die Wohnungen darüber unnötig teurer werden. In vielen anderen Gegenden Wiens, die teilweise weit vom Stadtzentrum entfernt liegen, werden die vorgeschriebenen Stellplätze stark reduziert, das muss auch am Nordwestbahnhof möglich sein.
Gestaltung des „Taborplatzes“
Wir fordern, dass der Platz zwischen Nordbahnhof- und Nordwestbahnhofgelände (an der Kreuzung Nordbahnstraße und Taborstraße) zu einem echten Platz wird, der die Stadtentwicklungsgebiete verbindet. Um das zu ermöglichen, soll die Rebhanngasse für den KFZ-Verkehr zur Sackgasse werden, damit Platz für Begrünung und Begegnung geschaffen wird.

Taborstraße für alle
An der Taborstraße muss eine gute und sichere Radinfrastruktur geschaffen werden: Der bestehende gemischte Geh- und Radweg ist gefährlich und nicht mehr zeitgemäß. Die Taborstraße ist breit genug, um eine attraktive Verkehrsachse für alle zu sein.
Radwege rund um das Nordwestbahnhofgelände
Auch an der Nordbahn- und Dresdner Straße sowie an der Nordwestbahnstraße brauchen wir dringend sichere und gute Radwege. Als Vorbild kann dafür die Gestaltung Am Tabor dienen.
Nordbahnstraße
Die Nordbahnstraße muss saniert und verkehrsberuhigt werden. Eine Fahrspur pro Fahrtrichtung ist ausreichend. Schließlich darf die Entwicklung des Nordwestbahnhofgeländes nicht zum Verkehrsmagneten werden.
Baustellenverkehr
Der Baustellenverkehr darf nicht über die Taborstraße geführt werden. Unnötige Verschmutzung, zusätzlicher Lärm und viele gefährliche Abbiegemanöver wären die Folge. Stattdessen sollen die LKW direkt auf die Innstraße fahren.
Öffnung der Bebauung zum Alliiertenviertel
Der Flächenwidmungsplan sieht eine geschlossene Häuserfront an der Taborstraße (gegenüber des Alliiertenviertels) vor. Um den Zugang zur „Grünen Mitte“ des Stadtentwicklungsgebiets zu erleichtern und die kühlende Luftströmung für das Alliiertenviertel von Westen zu erhalten, sollte die Häuserfront an der Marinelli-, Schweidl- und Eberlgasse offen gehalten werden.